Nicole Ahland

Jahreskünstlerin

Die Fotokünstlerin Nicole Ahland ist die erste Kunstschaffende, die ein ganzes Jahr über mit künstlerischen Arbeiten in der Evangelischen Akademie Frankfurt präsent ist. Dazu eingeladen hat die Akademie in einer neuen Kooperation mit der Frankfurter Heussenstamm-Stiftung.

Evangelische Akademie Frankfurt

Im Glashaus

Die Jahreskünstlerin Nicole Ahland verwandelt 2024 das Erscheinungsbild der Akademie. Ihre installativ-ortsbezogenen Arbeiten ziehen sich durch das gesamte Haus, kommentieren dessen charakteristische Architektur und erschließen neue anschauliche Räume.

Die Hauptrolle spielt dabei das Licht. Alle Bilder thematisieren seinen Einfall in den Raum – zumeist den architektonischen, bisweilen auch den der Natur. Es sind „Lichtbühnen“. Inszenierte Epiphanien. Oder anders gesagt: Sie reflektieren das Phänomen der Erscheinung, durchspielen es in unterschiedlichster Weise und laden ihrerseits zur Reflexion ein. Damit scheinen sie wie geschaffen für den Ort einer Akademie.

Die erste Arbeit begegnet einem schon in der Lounge. Eine Fensternische offenbart einen Blick in ein idyllisches Bergdorf; am fotografierten Fensterrahmen hängt eine weitere Fotografie, das vergilbte Porträt einer Person. Die Arbeit aus der Reihe „Schau mich nicht an!“ generiert ein faszinierendes Spiel von außen und innen, kreist durch die Einbeziehung der historischen Fotografie aber auch um die Frage von Erinnerung, zeigt den Menschen als Reflexion.

In einem der Seminarräume sowie im Treppenhaus begegnet man weiteren Bildern aus der „Schau mich nicht an!“-Werkserie. Verlassene Orte, Räume, die aus der Zeit gefallen scheinen, geschlossene Türen und Fenster, die keinen wirklichen Blick nach außen zulassen, sind das Repertoire dieser Motive. Ein spannungs­reicher Gegensatz zum licht­durch­fluteten, transparenten Haus, in dem sie ausgestellt werden.

Im Eingangsfoyer und im Foyer vor dem Großen Saal sind zwei Arbeiten zu sehen, die eine weibliche Silhouette zeigen. Der Körper im Gegenlicht ist nur als Schatten wahrnehmbar. Gleichwohl lässt er den Raum im oberen Foyer in anderem Licht erscheinen, da das Fensterbild auf eine grüne Folie gedruckt ist.

Im großen Seminarraum schließlich hat die Künstlerin eine Reihe von farbreduzierten Bildern installiert. Aufnahmen von architektonischen Raumsituationen, die durch einen dramatischen Lichteinfall gekennzeichnet sind. Der physische Raum wird in diesen Motiven extrem verdichtet, sodass das in der Regel gebündelt einfallende Licht auf geometrische Flächen und Linien trifft und diese strukturiert. Manche der Arbeiten wirken wie abstrakte Gemälde, sind ausgesprochen grafischer Natur und erinnern etwa an Werke der De-Stijl-Gruppe. Die so eingefangenen Räume sind eigentümlich transzendent, da das Licht zwar in sie hineinfällt, unser Blick aber nicht wieder aus ihnen herausfindet.

Das letzte Bild, das durch ein dramatisches Helldunkel gekennzeichnet ist, findet sich dann im Vorraum zum Panoramasaal. An der schrägen Decke des Raums prangt die Fotografie eines kaputten Daches. Durch die fast kreisrunde Öffnung wird der Blick in den milchig weißen Himmel gerissen, strömt weiteres Licht in das Akademiegebäude. Epiphanie.

Christian Kaufmann
Geschäftsführer Heussenstamm-Stiftung

und Kurator der Ausstellung

Alle Bilder thematisieren den Einfall des Lichts in den Raum – zumeist den architektonischen, bisweilen auch den der Natur.

Evangelische Akademie Frankfurt
Evangelische Akademie Frankfurt
Evangelische Akademie Frankfurt

Die Räume sind eigentümlich transzendent, da das Licht zwar in sie hineinfällt, unser Blick aber nicht wieder aus ihnen herausfindet.

Über die Künstlerin

Nicole Ahland wurde 1970 in Trier geboren. Zwischen 1995 und 1998 unternahm sie Forschungsreisen nach China und Vietnam. Von 1999 bis 2005 studierte sie Freie Kunst bei Prof. Dr. Vladimir Spacek an der Akademie für Bildende Künste Mainz, wo sie später auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig war. Ahland lebt und arbeitet in Wiesbaden.

Über den Kooperationspartner

Die 1914 gegründete Heussenstamm-Stiftung setzt sich seit mehr als 70 Jahren für die Förderung von Kunstschaffenden in der Rhein-Main-Region ein. In ihrem „Raum für Kunst und Stadt“ in der Braubachstraße 34 laufen meist zwei Ausstellungen parallel. Ihrem selbst gestellten Auftrag folgend, sich darüber hinaus auch an andere städtische Orte zu begeben, die sich kommerziell nicht vereinnahmen lassen und der Kunst einen Freiraum ermöglichen, kooperiert die Stiftung mit verschiedenen Partnern und Initiativen. Geschäftsführer und künstlerischer Leiter ist der Kurator und Kunsttheoretiker Christian Kaufmann.