Das 10. Tehillim-Psalmen-Konzert im November 2017
Das 10. Tehillim-Psalmen-Konzert des Interreligiösen Chors Frankfurt widmete sich Psalm 46, der traditionell als einer der sog. „Zionspsalmen“ betrachtet wird. Sein wahres Thema ist aber „Angst und Vertrauen“ oder aber „Schutz und Zuversicht“. Psalm 46 war die inhaltliche und teilweise auch textliche Vorlage für das von Martin Luther gedichtete und komponierte Lied „Ein feste Burg“, die „Marseillaise der Reformation“ (Heinrich Heine). Zu Recht ist dieses Lied als Nr. 362 unter der Überschrift „Angst und Vertrauen“ in das 1994 veröffentlichte Evangelische Gesangbuch eingeordnet worden.
Es war dem Reformationsjahr 2017 angemessen, jenen Psalm und dieses Lied in den Fokus des Interesses zu rücken, dabei aber die spezifisch jüdische Perspektive auf den Psalm (in sowohl Nähe als auch Unterschiedlichkeit zur reformatorischen Interpretation) besonders zu berücksichtigen. Musikalische Brücken zum Islam wurde auch diesmal wieder durch eine Auftragskomposition geschlagen. Inhaltliche Querbeziehungen bot der Verweis auf die Suren 113 und 114 des Korans sowie ein ebenfalls die Thematik von Schutz und Zuversicht beinhaltendes Bittgebet aus der Sunna.
Die Chorleitung des Interreligiösen Chors Frankfurt liegt seit seiner Gründung in den Händen der evangelischen Kantorin Bettina Strübel und des jüdischen Chasan Daniel Kempin. Die Chorarbeit wird getragen von einem im Jahr 2014 ins Leben gerufenen Verein. Durch die Mitwirkung auch islamischer Sängerinnen und Sänger handelt es sich um ein Projekt, das dem Trialog, der Religionen und Kulturen dient. Die Chorarbeit trägt dazu bei, Verständnis füreinander zu erwecken, Gemeinschaft zu stärken und Frieden und Versöhnung zu ermöglichen.
Auch im November 2017 fand der Auftritt des Chors wieder starke Resonanz: Am 21.11.2017 besuchten 320 Personen das Konzert des Chors im Dominikanerkloster Frankfurt, am folgenden Tag nahmen 60 Personen an dem sich auf das Konzert beziehenden Reflexionsgespräch in der Evangelischen Akademie Frankfurt teil. Es diskutierten Prof. em. Dr. Rainer Kessler (evangelische Theologie), Dr. Elke Morlok (Judaistik) und Dr. Hureyre Kam (Islamische Theologie) unter der Leitung von Dr. Eberhard Pausch (Ev. Akademie Frankfurt). Als die Diskussion für das Publikum geöffnet wurde, zeigte sich das große Interesse der Anwesenden an zahlreichen Aspekten des Themas.