Junge Akademie - Auftaktveranstaltung
Die Auftaktveranstaltung der Jungen Akademie diente in erster Linie dem gegenseitigen Kennenlernen der Stipendiatinnen und Stipendiaten. Außerdem gab es von verschiedenen ReferentInnen erste inhaltliche Impulse zum Thema Demokratie und Anregungen für die späteren Projektarbeiten.
Am Freitag gab es bereits nach einer Begrüßung durch Fr. Neuser, Hr. Münch und Hr. Feuchthofen und einer Kennlernrunde ein erstes Brainstorming zum Jahresthema Demokratie. Am Abend stellte Wolfgang Gründinger seine Thesen zu mehr Demokratie (Bsp. Kinderwahlrecht) vor. Auf seinen Vortrag folgte eine angeregte Diskussion, die sich bis in den Ausklang des Abends zog.
Am Samstag fanden nach der Andacht in der Kapelle World-Cafés zu verschiedenen Themenschwerpunkten statt (Bsp. Europa). An den Tischen diskutierten die Teilnehmenden mit ca. fünf anderen Personen die Fragen, was am jeweiligen Thema interessant ist, wo es Probleme gibt und was geändert werden müsste. In den Runden entstanden Wandzeitungen, die anschließend der Gruppe vorgestellt wurden. Aus diesen Wandzeitungen entwickelten sich erste Projektideen, die vor einem gemeinsamen Abendessen den Mentorinnen und Mentoren präsentiert werden sollten.
Am Abend hielt Prof. Dr. Gerhard Robbers seinen Vortrag „Demokratie in Europa: Staaten vor neuen Herausforderungen“. Wie am Vorabend ergab sich auch hiernach eine angeregte Diskussion. Gegenstand der Diskussion war vor allem die aufsteigende Rechte in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland, sowie Populismus, Europaskepsis und das Brexitvotum.
Während des gemütlichen Ausklangs des Abends zeigte sich, dass die Stipendiatinnen und Stipendiaten mit dem Verlauf des zweiten Tages nicht ganz glücklich waren. Einige setzten sich deshalb am späten Abend mit Hanna Neuser und Thorsten Latzel zusammen, um Verbesserungsvorschläge für den weiteren Verlauf des Wochenendes zu liefern.
Ausgehend davon erfolgte am Sonntag eine grobe Einteilung in die Projektgruppen. Hierzu wurden einzelne Projektideen, die sich aus den beiden Vortagen ergaben, vorgestellt und die Teilnehmenden ordneten sich entsprechend ihrer Interessen und Fähigkeiten zu. So entstanden am Ende des Auftakts fünf Gruppen mit verschiedenen Projektideen. Darunter: Die „Kinderuni“, der „Bürgerladen“, „Geschichten einen diese Welt“, gemeinsames Anschauen der Satiresendung „Die Anstalt“ mit anschließender Diskussion sowie ein „Escape-Room“ zum Thema Demokratie. Die Gruppen hatten zum Ende der Veranstaltung den Auftrag, sich zu konstituieren und die noch eher offenen Ideen zu konkretisieren, sodass umsetzbare Projekte daraus werden können.
Für den weiteren Verlauf des Stipendiums sind drei Abendveranstaltungen geplant, in denen die Teilnehmenden von interessanten ReferentInnen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen weitere Anregungen für ihre Projekte erhalten. Bis zur Sommerakademie im August soll selbstständig weiter an den Projekten gearbeitet werden.
Short Cuts „Gnade“ - Social Media- / Filmprojekt
„Auf eine Tasse Kaffee mit…“
„Gnade“ gehört zu den Schlüsselworten evangelischen Glaubens. Doch was meint der altertümliche Begriff eigentlich? Wo erfahren Menschen heute Gnade oder Gnadenlosigkeit? Und welche biblischen Geschichten spielen dabei eine Rolle?
Mit diesen Fragen beschäftigte sich das Kurzfilmprojekt Short Cuts „Gnade“, das im Reformationsjahr 2017 von der Evangelischen Akademie Frankfurt durchgeführt wurde. Das Halbjahresthema „Gnade/-nlosigkeit“ wurde darüber auch medial breit kommuniziert.
16 prominente Menschen, bzw. Menschen mit besonderen Erfahrungen aus unterschiedlichen sozialen Feldern wurden dazu interviewt, was ihre ganz persönlichen Erfahrungen von Gnade und Gnadenlosigkeit sind.
Die Kurzfilme wurden sukzessive wöchentlich auf der Website sowie den Social Media-Kanälen der Akademie veröffentlicht und an Pfingsten öffentlich im Rahmen des Reformationsfeier in Frankfurt im neuen Haus der Akademie am Römerberg gezeigt.
Get together!
Wie steht es um die Solidarität in Europa?
Die Europäische Integration, insbesondere in der EU, steht schon seit einiger Zeit auf dem Prüfstand. Die Finanzkrise hat Mitgliedsstaaten der EU auf eine Zerreißprobe gestellt. Die Entwicklungen in einigen Mitgliedsstaaten der EU, weg von den freiheitlich-demokratischen Grundwerten der politischen Union, hin zu rechtspopulistisch geprägten, nicht mehr ganz „lupen-reinen“ Demokratien bringt das europäische Wertegerüst ins Wanken. Eine Bewährungsprobe?
Was kann der „Kitt“ sein, den Europa noch zusammenhält? Wie ist es um die Solidarität in Europa bestellt? Dies aus der Perspektive junger Menschen zu diskutieren, für die „Europa“ etwas ganz Selbstverständliches ist, war Ziel der Veranstaltung. Inhaltlich erarbeiteten die Teilnehmenden ihre Standpunkte in einem Rollenspiel, das in Zusammenarbeit mit planpolitik entstanden ist.
Anknüpfungspunkt der Tagung war die größte Ausstellung zeitgenössischer Kunst, die documenta 14 in 2017 in Kassel und Athen unter dem Motto „Von Athen lernen“. Ein Austausch zum Thema zwischen deutschen und griechischen Jugendlichen sollte mit diesem Format vorbereitet werden.
Methodisch wurde mit Profis aus der Radio-Welt zusammengearbeitet, die mit den Teilnehmenden die diskutierten Inhalte und Thesen in Form von Radio-Beiträgen aufbereiteten und damit die Ideen und Fragen dokumentierten. Dies sollte auch die technische Grundlage bilden für eine deutsch-griechische Radioproduktion, die im Rahmen des Jugendaustausches entstehen sollte. Leider konnte dieser Austausch mit Partnern aus Athen und Thessaloniki auf finanziellen Gründen nicht durchgeführt werden. Doch auch, wenn der geplante große Schlusspunkt der Zusammenarbeit mit den Jugendlichen leider nicht zustande kam, könnten die Teilnehmenden viele Impulse rund um die Fragen von Zusammenwirken und Gemeinschaft im europäischen Kontext mitnehmen. Ihre Diskussionsbeiträge zeigten, dass sie einen durchaus kritischen Blick auf die aktuellen Krisen und Prozesse haben und Europa eine Errungenschaft ist, für die insbesondere Engagement von jungen Menschen erforderlich ist.
Kunst_Kontrovers
Kunstsalon
Die Frage von Kunst und Kommerz stand auf der Agenda einer weiteren Folge des Kunstsalons am 22. März 2017 im Atelierfrankfurt.
Eingeladen waren dazu Silke Hohmann, Redakteurin des Kunstmagazins „Monopol“ aus Berlin, Anja Döbritz-Berti, Inhaberin des Frankfurter Aktionshauses Döbritz und das Künstlerpaar Haike Rausch und Torsten Grosch, die unter dem Namen 431art künstlerische Projekte initiieren. Mit ihnen und den zahlreich erschienenen Gästen diskutierten die Veranstalter, Corinna Bimboese vom Atelierfrankfurt und Christian Kaufmann beispielsweise über Künstlerrankings und deren Bedeutung für die Kunstmagazine, über die Frage, wie Auktionshäuser Kunst taxieren und die marktbeherrschende Stellung von großen Häusern oder auch die, wie Projektarbeit jenseits des Kunstmarktes möglich ist sowie die Notwendigkeit einer Neubewertung von Kunst als gesellschaftlichen Mehrwert. – Ein Themenabend, der nach Meinung aller Beteiligten fortgeführt werden sollte.
Die Tehillim-Psalmen-Konzert im Frühjahr 2017
„Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein – so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht.“
Diese klangvollen und bildreichen Worte aus dem 139. Psalm standen im Mittelpunkt des 9. Konzertes des Interreligiösen Chors Frankfurt. Dieser Psalm ist einer der insgesamt 73 dem König David zugeschriebenen Psalmen. In ihm wird Gott als der Allwissende und Allgegenwärtige beschrieben. Der hebräische Dichter, der vor 2.500 Jahren am Werke war, fand in den Versen Trost und Hoffnung für sein Leben darin, dass Gott ihn immer schon kannte, ja gebildet hatte im Mutterleib und bei ihm sein konnte, wohin auch immer er sich begab.
Die Chorleitung des Interreligiösen Chors Frankfurt liegt seit seiner Gründung in den Händen der evangelischen Kantorin Bettina Strübel und des jüdischen Chasan Daniel Kempin. Die Chorarbeit wird getragen von einem im Jahr 2014 ins Leben gerufenen Verein. Durch die Mitwirkung auch islamischer Sängerinnen und Sänger handelt es sich um ein Projekt, das dem Dialog bzw. genauer gesagt: Trialog, der Religionen und Kulturen dient. Die Chorarbeit trägt dazu bei, Verständnis füreinander zu erwecken, Gemeinschaft zu stärken und Frieden und Versöhnung zu ermöglichen.
Auch im Frühjahr 2017 fand der Auftritt des Chors wieder starke Resonanz: Insgesamt 807 Personen nahmen an den zwei Auftritten des Chors (zunächst in Frankfurt am 22. Mai 2017, sodann am 22. Mai 2017 in Berlin im Rahmen des Deutschen Evangelischen Kirchentages) teil und waren von der musikalischen Qualität der Darbietungen begeistert.
Volles Haus im neuen Haus!
Erste Sitzung im neuen Haus und viele neue Mitglieder
Viele neue Ein- und Ausblicke bot die Mitgliederversammlung des Fördervereins der Evangelischen Akademie Frankfurt am Main am 23. Juni 2017. Die Versammlung fand zum ersten Mal im Panoramasaal der neuen Evangelischen Akademie Frankfurt statt.
Die Mitglieder des Fördervereins erlebten gigantische Ausblicke auf den Römerberg und die Skyline von Frankfurt und Einblicke in die inhaltliche Arbeit des Fördervereins. Die hervorragende Multimedia-Ausstattung des Panorama-Saales hinterließ bereits zum Einstieg starke Eindrücke, als zwei Filme aus der Reihe „Short-Cuts Gnade“ gezeigt wurden.
Auch in diesem Jahr gab es reichlich Grund zur Freude, denn 2016 wurden 20 Projekte gefördert, 2017 werden es voraussichtlich 16 Projekte sein.
Im zurückliegenden Jahr konnten viele neue Mitglieder für den Förderverein gewonnen werden. Von 70 Mitgliedern im April 2016 wuchs der Verein bis zur Mitgliederversammlung im Juni 2017 auf 102 Mitglieder und noch im Laufe des Abends erklärten mehrere Besucherinnen und Besucher der Johannisnacht ihre Mitgliedschaft im Förderverein.
Soviel Zuspruch und Unterstützung löst Freude aus und wird die Verantwortlichen weiter anspornen.
Der Vorsitzende Dr. Kriszeleit dankte den Mitarbeitenden der Akademie ausdrücklich für die Unterstützung des Fördervereins insbesondere bei der Werbung von Neu-Mitgliedern.
Exemplarisch für die unterstützen Projekte stellte die stellvertretende Vorsitzende Renate Knapp drei Veranstaltungen vor:
Grenzwelten – Weltgrenzen
Auftaktveranstaltung zum Halbjahresprogramm 2/2017 mit verschiedenen Referenten vom Philosoph über den Schiffskapitän, der im Mittelmeer Geflüchteten hilft bis zum Weltraumforscher
Filmgespräch zu Toni Erdmann
Der Film wurde bereits vor den internationalen Auszeichnungen in der Akademie gezeigt und besprochen; von der Evangelischen Filmjury wurde er bereits früh ausgezeichnet.
Handle with Care
Jugendaktion zu Diversität in Kooperation mit der Zoogesellschaft; am Ende entwickelten die Teilnehmenden eine Onlinekampagne, ein Poster und einen Film.
Schatzmeister Graf Harrach berichtete ausführlich über die aktuelle finanzielle Situation und die Rechnungsprüfer über ihre Ergebnisse.
Der gesamte Vorstand, Dr. Rudolf Kriszeleit, Vorsitzender, Renate Knapp, stellvertretende Vorsitzende, Volker Rahn, Schriftführer, Jobst-Babo Graf Harrach, Schatzmeister, wurde einstimmig entlastet.
Die nächste Mitgliederversammlung wird am 23. Juni 2018 stattfinden.
Johannisnacht 2017
Sommerempfang des Fördervereins und der Evangelischen Akademie Frankfurt
In guter Tradition luden der Förderverein und die Evangelische Akademie Frankfurt am Abend des 23. Juni 2017 (Johannisnacht) zum Sommerempfang ein.
Auf dem Programm stand eine „pecha-kucha-night“ mit musikalischer Begleitung durch das Duo "Vientos del Sur".
Rund 300 teilnehmende Gäste verbrachten einen ebenso anregenden wie kurzweiligen Sommerabend, der erstmals im neuen Akademie-Haus auf dem Römerberg stattfand.
Frankfurter Friedensforum
Präsentation des Friedensgutachtens 2017
Das Friedensgutachten wird seit 1987 jährlich von den fünf bedeutendsten Friedensforschungsinstituten der Bundesrepublik Deutschland erstellt. Im Jahr 2017 lässt sich sein Reflexionsschwerpunkt auf die Formel bringen: „America first – was bleibt für den Rest?“. Angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen in Europa (der „Brexit“ und seine absehbaren Folgen) und in den USA (Wahl von Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten; eine neue, national enggeführte Politik) fragt sich, welche friedenspolitische Rolle die Europäische Union (EU) künftig spielen kann und sollte und welche Gestaltungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten ihr zukommen werden. Dabei ist nicht nur, aber auch und wesentlich das Verhältnis der EU zum Kontinent Afrika in den Blick zu nehmen.
Eine Einführung in das aktuelle Friedensgutachten gab am 29. Juni 2017 Horst Scheffler, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden und des Vereins für Friedensarbeit im Raum der EKD. Zu seinem Vortrag gab es zwei Kommentare, von Herrn Dr. Nikolas Busse, politischer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und von Herrn Dr. Matthias Dembinski von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK). Nach einer gehaltvollen Podiumsdiskussion wurde die Runde für das Publikum geöffnet. Die etwa 50 anwesenden Gäste im Panoramasaal der Akademie stellten pointierte Fragen und platzierten kritische Anmerkungen.
Dr. Bruno Schoch von der HSFK, Dr. Daniela Kalscheuer von der Katholischen Akademie Rabanus Maurus und Dr. Eberhard Pausch führten moderierend durch den Abend.
Akademie feierlich eröffnet
Förderverein stark vertreten
Feierliche Einweihung der Akademie am 20. August 2017 und auch der Förderverein war auf allen Stockwerken und in allen Räumen präsent.
Bei dem offiziellen Eröffnungsritual vor dem Haupteingang der Akademie zerschnitt der Vorsitzende des Fördervereins Dr. Rudolf Kriszeleit das petrolfarbene Band.
Damit war der Weg frei und die fast 400 geladenen Gäste aus Kirche, Politik, Medien und Stadtgesellschaft strömten in das neue Tagungshaus zum Akademischen Festakt.
Das letzte der sieben Grußworte sprach die stellvertretende Vorsitzende Renate Knapp. Im Namen des Vorstands formulierte sie drei Wünsche für die Evangelische Akademie und diesen besonderen Ort:
1. Mut, um Themen anzugehen, die unbequem sind und immer wieder Veranstaltungen umzusetzen, die aus der Reihe fallen, zum Querdenken ermutigen und innovatorische Impulse setzen.
2. Kreativität, um immer wieder Veranstaltungen zu entwickeln, die einerseits die Entwicklung einer protestantischen Perspektive fördern und gleichzeitig über die Grenzen von Religion, Nation und Generation hinausgehen.
3. Menschen, die immer wieder gerne hierherkommen, um frei zudenken, kontroverse Standpunkte einzunehmen und auszuhalten und um von hier Impulse in ihre Lebenswelten mitzunehmen.
Zum Schluss forderte Knapp die anwesenden Gäste dazu auf, am besten noch an diesem Tag Mitglied im Förderverein zu werden und so die Akademiearbeit zu unterstützen.
Ab diesem Zeitpunkt war auf allen Bildschirmen das Titelmotiv des Fördervereins mit dem Appell „Setzen Sie Akzente“ zu sehen und einige Fördervereinsmitglieder sprachen die Gäste gezielt an, um andere zu begeistern und neue Mitglieder zu gewinnen.
Der Einsatz hat sich gelohnt, denn am Sonntag, den 20. August 2017 konnten der Förderverein den Beitritt von vier neuen Mitgliedern verzeichnen und am 28. August 2017 trafen noch zwei weitere Beitrittserklärungen im Akademiebüro ein.
Junge Theologie Science Slam
Aktuelle akademische Forschung stand beim ersten Theologie-Slam am 14. November 2017 im Mittelpunkt. Acht Wisenschaftler und Wissenschaftlerinnen zwischen Promotion und Habilitation wagten sich auf die Bühne, um dem Publikum ihr Forschungsthema unterhaltsam und prägnant in 10 Minuten vorzustellen. Die Themen waren: Besessenheit in Ritual und Film, die Kirche in der liquiden Moderne, Gewalt und Rache im Buch Esther, Theologische Filterblasen und Hate Speech vor 400 Jahren; Anders-Sehen in Kunst und Religion; Christliche Tierethik; Erschütterung als ästhetische und religiöse Kategorie; Sehnsucht in Pixar-Filmen und als religiöser Grundbegriff. Alle Fächer der Theologie waren vertreten, ebenso alle Universitäten im Einzugsgebiet der EKHN (Heidelberg, Frankfurt, Mainz, Marburg und Gießen). So divers wie die Themen waren auch die Vortragsstile. Von der präzisen, frei vorgetragenen Kurzvorlesung bis zur aufwändigen Power-Point-Präsentation mit Einbettung diverser Filmausschnitte und Musik war alles vertreten. Die inhaltliche Qualität war durchweg hoch.
Schließlich, nach achtzig Minuten Vorträgen und einer kleinen Pause, musste das Publikum entscheiden, wer den Preis des Abends (den Apfel der Erkenntnis und 30 Flaschen Wein) erhalten sollte. Für die Abstimmung musste sich jede Stuhlreihe gemeinsam zu einer Beurteilung der Vorträge durchringen. Dies unterstrich den kommunikativen, offenen Charakter des Abends. Die Entscheidung fiel bei so vielen hervorragenden Vorträgen nicht leicht. Dennoch wurde Helge Bezold mit seinem Vortrag „Das Ende der Esthererzählung. Ende ohne Gewalt – Gewalt ohne Ende?“ klar zum Sieger des Abends.
Die Veranstaltung konnte deutlich zeigen, wie vielfältig und interessant theologische Forschung ist.Sowohl Publikum als auch Slammer und Slammerinnen waren sehr angetan von dem Format. Viele äußerten die Hoffnung, dass auch im nächsten Jahr ein Theologie-Slam veranstaltet werde.
Das 10. Tehillim-Psalmen-Konzert im November 2017
Das 10. Tehillim-Psalmen-Konzert des Interreligiösen Chors Frankfurt widmete sich Psalm 46, der traditionell als einer der sog. „Zionspsalmen“ betrachtet wird. Sein wahres Thema ist aber „Angst und Vertrauen“ oder aber „Schutz und Zuversicht“. Psalm 46 war die inhaltliche und teilweise auch textliche Vorlage für das von Martin Luther gedichtete und komponierte Lied „Ein feste Burg“, die „Marseillaise der Reformation“ (Heinrich Heine). Zu Recht ist dieses Lied als Nr. 362 unter der Überschrift „Angst und Vertrauen“ in das 1994 veröffentlichte Evangelische Gesangbuch eingeordnet worden.
Es war dem Reformationsjahr 2017 angemessen, jenen Psalm und dieses Lied in den Fokus des Interesses zu rücken, dabei aber die spezifisch jüdische Perspektive auf den Psalm (in sowohl Nähe als auch Unterschiedlichkeit zur reformatorischen Interpretation) besonders zu berücksichtigen. Musikalische Brücken zum Islam wurde auch diesmal wieder durch eine Auftragskomposition geschlagen. Inhaltliche Querbeziehungen bot der Verweis auf die Suren 113 und 114 des Korans sowie ein ebenfalls die Thematik von Schutz und Zuversicht beinhaltendes Bittgebet aus der Sunna.
Die Chorleitung des Interreligiösen Chors Frankfurt liegt seit seiner Gründung in den Händen der evangelischen Kantorin Bettina Strübel und des jüdischen Chasan Daniel Kempin. Die Chorarbeit wird getragen von einem im Jahr 2014 ins Leben gerufenen Verein. Durch die Mitwirkung auch islamischer Sängerinnen und Sänger handelt es sich um ein Projekt, das dem Trialog, der Religionen und Kulturen dient. Die Chorarbeit trägt dazu bei, Verständnis füreinander zu erwecken, Gemeinschaft zu stärken und Frieden und Versöhnung zu ermöglichen.
Auch im November 2017 fand der Auftritt des Chors wieder starke Resonanz: Am 21.11.2017 besuchten 320 Personen das Konzert des Chors im Dominikanerkloster Frankfurt, am folgenden Tag nahmen 60 Personen an dem sich auf das Konzert beziehenden Reflexionsgespräch in der Evangelischen Akademie Frankfurt teil. Es diskutierten Prof. em. Dr. Rainer Kessler (evangelische Theologie), Dr. Elke Morlok (Judaistik) und Dr. Hureyre Kam (Islamische Theologie) unter der Leitung von Dr. Eberhard Pausch (Ev. Akademie Frankfurt). Als die Diskussion für das Publikum geöffnet wurde, zeigte sich das große Interesse der Anwesenden an zahlreichen Aspekten des Themas.
Demokratie – Slam. Eine Projektparade der Jungen Akademie
Die Veranstaltung gehört zum Gesamtprogramm der Jungen Akademie Frankfurt. Sie dient der Präsentation der Projekt, die die Teilnehmer*innen innerhalb des Programms entwickelt haben: Projekte, die die Demokratie stärken sollen. Konkret wurden insgesamt sechs Projekte vorgestellt:
Kinder-Uni: Eine Vorlesung mit Begleitseminar im Rahmen der Göttinger Kinder-Uni zu der Frage „Wie werde ich Bundeskanzlerin?“
Demokratur: Eine Extrem-Erfahrung in einem Escape-Room: Wie wäre es ohne Demokratie?
Mehr als Wählen: Eine studentische Initiative, die Frankfurt zur führenden Kommune in Sachen Bürgerbeteiligung machen will
Humor ist…: Die Satire-Sendung „Die Anstalt“ kommt an die Akademie. Gemeinsames Schauen und Diskutieren.
FremdReden: Ein Gesprächsanlass für Menschen, die auch im analogen Leben aus ihrer Filterblase hinauswollen.
Küchenparty: Sportbegeisterte Jugendliche für politische Fragen begeistern mittels gemeinsamer Koch- und Ess-Aktion unterstützt durch einen Profi-Sportler.
Für die Teilnehmenden ist der Slam eine Möglichkeit, die Ideen auf den Punkt zu bringen und sich Feedback des Publikums einzuholen und neue Partner und Förderer zu gewinnen. Das "spielerische" Format mit kurz-Präsentationen und der Möglichkeit, dass die Gäste vie "Rosenregen" ihre Lieblingsprojekte beschenken dürfen, kam bei allen Beteiligten gut an und sorgte für eine lockere und angeregte Stimmung.
Teilnehmende waren die Stipendiat*innen der Jungen Akademie sowie die Mentor*innen, Pressevertreter, Funktionäre von Stadt und Stiftungen sowie interessierte Öffentlichkeit.
Deine Demokratie - Dein Film
Filmwettbewerb und Preisverleihung
„Deine Demokratie – Dein Film“ - unter diesem Motto haben wir junge Filmemacher/-innen zwischen 13 und 30 Jahren aufgefordert, Filme zu produzieren und zu unserem Wettbewerb einzureichen.
Der Wettbewerb erfreute sich einer großen Resonanz und uns erreichten sehr engagierte, persönliche Werke mit einer ganz eigenen Sicht auf die politischen
Herausforderungen unserer Zeit: von digitalen Keller-Filter-Blasen, Fausts Zugang zu Demokratie und dem Gefühl politischer Freiheit, über medial verzerrte Wahrnehmungen, die wundersame Umkehr Trumps und den ultimativen Klimakollaps bis zur Fluchterfahrung eines kleinen Jungen, den breaking news von 2025 und der Frage, was Deutschland politisch von Afghanistan lernen kann.
Eine namhafte Jury wählte aus den zahlreichen Einreichungen die drei Preisträger aus, die im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung gekürt wurden. Die Laudatio hielt die bekannte ZDF-Moderatorin Kay-Sölve Richter.
Reformation & Wirtschaft
Die Veranstaltung hatte das Ziel, zum Ausklang des Jubiläumsjahrs der Reformation den Blick auf den Zusammenhang von Wirtschaft und Reformation. Dabei ging es um einen weitgehend unterbelichteten Aspekt, nämlich die Frage, inwieweit Martin Luthers Wirtschaftsethik eine Quelle der Orientierung für das Handeln im globalen Wirtschaftssystem des 21. Jahrhunderts bietet. Im Zentrum stand dabei die Frage: Was heißt unternehmerische Verantwortung heute? Inwieweit erlaubt Luthers Begriff des „ehrbaren Kaufmanns“ einen Bezugspunkt, um ethische Grundlagen aktuellen wirtschaftlichen Handelns zu beschreiben? Welche Spielräume und Handlungsmöglichkeiten hat der/die Einzelne überhaupt innerhalb des heutigen Wirtschaftssystems? Welchen Zwängen unterliegt die/der Einzelne innerhalb der Märkte und ihrer Dynamiken? Ziel der Veranstaltung war es, einen Dialog zwischen Theologie und wirtschaftsethischem bzw. –politischen Handlungsbereichen herzustellen. Als Referenten wirkten mit: Professor Dr. Rainer Anselm, Lehrstuhl für Systematische Theologie und Ethik an der LMU München; aus der Finanzwirtschaft Rüdiger Senft, Leiter der Corporate Responsibility der Commerzbank in Frankfurt am Main; als Vertreterin der Realwirtschaft die Gründerin eines mittelständischen Unternehmens der Softwarebranche aus der Rhein-Main Region, Bärbel Thomin-Schäfer, Gesellschafterin und Geschäftsführerin der Firma abbas GmbH, Langen. Professor Anselm beschrieb Martin Luthers wirtschaftsethische Grundpositionen und hob hervor, welche seiner Ideen Impulse für die Ökonomie des 21. Jahrhunderts bieten kann, etwa im Umgang mit Geld und Ressourcen. Er erläuterte, dass Luther auch erste Überlegungen für eine Sozialcharta artikulierte, während er zudem den Begriff der Berufung säkularisierte. Eine auch heute noch zentrale Grundkategorie in Luthers wirtschaftsethischem Denken sieht Professor Dr. Anselm in dem Begriff des „Handelns am Nächsten.“ Wenngleich Luthers Denken in einem spezifischen historischen Kontext entstand, der sich nicht auf die globalen Wirtschaftsstrukturen der Gegenwart übertragen lässt, so lieferte Luther mit seiner Idee des „Handels am Nächsten“ laut Professor Anselm „ein Modell für eine staatliche Rahmengesetzgebung, die individuelle Entfaltungsmöglichkeiten bietet und dem Nächsten dient.“ In seiner Präsentation stellte Rüdiger Senft, der Leiter der Corporate Responsibility Abteilung der Commerzbank, vor, wie das moderne Verständnis von nachhaltiger Unternehmensführung seine Bank präge und wie es sich vor allem – insbesondere der Auswahl von Kunden und Investitionen – in Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft niederschlage. Tatsächlich ist die Commerzbank die einzige deutsche Bank, die seit 2016 im STOXX Global ESG Index aufgenommen wurde. So habe sich die Commerzbank, wie Rüdiger Senft berichtete, auch aus Nahrungsmittelspekulationen herausgezogen und finanziere statt Kohlekraftwerken längst Investitionen in erneuerbare Energien. Denn damit die Klimaziele erreicht werden, brauche es die Banken, so Senft. Allerdings, so der Leiter der Corporate Responsibility Abteilung, könne die Commerzbank nur dann ihr Nachhaltigkeitskonzept verwirklichen, wenn sie auch Profite erwirtschafte. Eindrucksvoll stellte die Unternehmensgründerin Bärbel-Thomin Schäfer die 25-jährige Geschichte ihres mittelständischen Unternehmens vor. Dabei habe für sie bis heute „Partnerschaftlichkeit“ im Umgang mit und bei der Auswahl von Kunden den Vorrang gegenüber der Gewinnmaximierung. Partnerschaftlichkeit, so Thomin-Schäfer, sei für sie verknüpft mit Luthers Idee vom „Handeln am Nächsten.“ Auch im Gemeinwesen engagiere sich ihr Unternehmen, ebenso wie in der Ausbildung von jungen Erwachsenen, die sich schwer damit tun, einen Ausbildungsberuf zu erlernen. Alle Referenten boten fundierte Einblicke in wirtschaftsethische Themen, deren Ausgestaltung in der Unternehmenspraxis bzw. dem von Werten der Nachhaltigkeit geleiteten Strategie eines global agierenden Finanzinstituts, wohingegen der Theologe Rainer Anselm den Transfer zwischen aktuellem Handeln in der Wirtschaft bzw. dem Finanzsektor und Martin Luthers Wirtschaftsethik herstellte. Die Abendveranstaltung mündete in einer lebhaften und sachkundigen Podiumsdiskussion, in der auch das anwesenden Publikum (70 TN) Gelegenheit hatte, sich zu beteiligen und Fragen an die Mitwirkenden zu richten. Im Publikum vertreten waren Experten aus dem Bankenwesen und Betrieben, darunter auch Vertreter/innen von Betriebsräten und Gewerkschaften, sowie eine breite an wirtschaftspolitischen und –ethischen Fragen interessierte Öffentlichkeit. Konzipiert und geleitet wurde die Veranstaltung in Kooperation von Dr. Margrit Frölich, Studienleiterin der Evangelischen Akademie Frankfurt, und Pfarrer Dr. Gunter Volz, Profilstelle gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Frankfurt am Main.
Stadt für alle! Alte und neue Konzepte für Urbanität
Vor dem Hintergrund eines ungemindert anhaltenden Zuzuges in die Ballungsräume und des dort vorhandenen Drucks, neue Wohngebiete zu entwickeln, fragte der Studientag nach geeigneten Konzepten und Strategien nachhaltiger Stadtentwicklung und untersuchte dabei auch Veränderungen, die in den letzten Jahrzehnten bezüglich der Idee von Urbanität stattgefunden haben.
Der Studientag ging von der These aus, dass bei der Frage der Entwicklung neuer Baugebiete und Quartiere – vor allem in den gegenwärtig frequentierten Ballungsräumen - nicht nur architektonische und stadtplanerische Qualitäten zu berücksichtigen sind, sondern vor allem auch soziale Aspekte sowie Aspekte der Nutzungsmischung berücksichtigt werden müssen. D.h. nicht nur gestalterische, sondern gesellschaftspolitische Fragen Relevanz besitzen.
Dementsprechend gliederte sich der Tag in vier inhaltliche Abschnitte: 1. einen einführenden Teil, 2. einem Komplex, der Fragen der sozialen Mischung eines Quartiers, und 3. einem Teil, der die wirtschaftliche Nutzungsmischung behandelte, bevor 4. ein abschließender Beitrag die Themen des Tages zusammenfasste und einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung bzw. zukünftige Herausforderungen für die Stadtplanung wagte.
Jeder Abschnitt wurde von einem der Kooperationspartner moderiert, der auch für eine Einbeziehung des Publikums Sorge trug.
Der einleitende Vortrag von Prof. Christa Reicher stellte die unterschiedlichen Konzepte vergangener und projektierter Internationaler Bauausstellungen in den Vordergrund sowie ihren nachhaltigen Impuls für die jeweilige Region. Die IBA sei ein produktiver Ausnahmezustand auf Zeit, in dem Experimente und Visionen sowie bürgerschaftliche Partizipation erprobt werden könne, zog Reicher ihre positive Bilanz der Bauausstellungen. Dagegen konzentrierte sich Hilmar von Lojewski vom Deutschen Städtetag in seinem Vortrag vor allem auf die sozialpolitische Forderung nach einer Bodenreform in den Ballungsräumen. Nur ein Systemwechsel könne den Kommunen den benötigten Spielraum zu einer derzeit nicht vorhandenen Handlungsfähigkeit verschaffen. Ein zentraler Aspekt des Studientages, wie sich in den folgenden Beiträgen zeigte, in denen diese Forderung aufgegriffen wurde. Mehrere Beiträge beklagten den Rückzug sozialer Akteure und sprachen sich für eine Kleinteiligkeit in der Mischung neuer Wohngebiete aus, wobei auch Reibungspunkte benannt wurden, die sich daraus ergeben – etwa aus dem Wunsch vieler Neubürger urban und gleichzeitig ruhig zu wohnen. So schnitt der Studientag viele Themen an, die Anregungen zur Vertiefung boten, etwa der Beitrag von Prof. Dr. Elmar Schütz, der die unterschiedlichen Anforderungen an die Quartiere, Probleme und Grenzen von Nutzungsmischungen thematisierte und für die Errichtung möglichst nutzungsneutraler Gebäude plädierte.
Wie im Fall des Beitrags von Elmar Schütz, der für die Firma Aurelis Flächen entwickelt, legte der Studientag Wert auf eine Mischung theoretisch-reflexiver Betrachtungen und Beiträgen aus der Praxis. So stellte etwa die Frankfurter Quartiersmanagerin Angela Freiberg Strategien des Quartiersmanagements zur Aktivierung eines Viertels vor oder Ulrich Lemke von der Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft die Praxis seines Unternehmens bezüglich der Zwischennutzung durch Kreative.
Die gut besuchte Veranstaltung wurde von den Teilnehmenden wie auch von den Kooperationspartnern als durchweg hochkarätig beschrieben und förderte viele Anregungen für vertiefende Folgeveranstaltungen zutage.
Konkret in Arbeit ist bereits eine sich aus der Veranstaltung ergebende Folgeveranstaltung, die sich mit der Notwendigkeit einer Bodenreform beschäftigen soll.