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Tehillim-Konzert über Psalm 126 mit anschließendem Reflexionsgespräch im November 2018

Evangelische Akademie Frankfurt

Das 12. Tehillim-Konzert im Frankfurter Dominikanerkloster war mit etwa 350 Personen wieder herausragend gut besucht.

Psalm 126 lieferte das thematische Motto: „… sein wie die Träumenden“. Sehr schnell wurde der historische Hintergrund des Psalms erkennbar: die Lage des Volkes Israel am Ende des Babylonischen Exils. Nach mehr als vierzig Jahren der Gefangenschaft und der Bedrückung durften die Exilierten wieder zurückkehren nach Jerusalem. Einige taten dies sofort, andere waren zögerlich, einige wenige mögen sogar an den „Flüssen Babylons“ geblieben sein. Auf jeden Fall war es für das Volk Israel eine Befreiungserfahrung. Diese prägt die jüdische Frömmigkeit und Religion bis in die Gegenwart.

Im anschließenden „trialogischen Reflexionsgespräch“ mit Rabbiner Jehoshua Ahrens (Judentum), Prof. Rainer Kessler (Christentum) und Mira Sievers (Islam), das in der Evangelischen Akademie unter der Leitung von Studienleiter Dr. Eberhard Pausch stattfand, zeigten sich unterschiedliche Zugänge zum 126. Psalm. Während für das jüdische Verständnis dieser Psalm alle konkreten Befreiungserfahrungen in der Geschichte bis hin zur Neugründung des Staates Israel im Jahr 1948 symbolisiert, sehen viele Christinnen und Christen im Psalm vor allem einen Ausblick auf die endzeitliche Erlösung. Der Islam schließlich hat am wenigsten Zugang zu diesem Psalm, vor allem nicht in seiner geschichtstheologischen Interpretation. Wie Frau Sievers erläuterte, rechnet der Islam nach der Prophetie Mohammeds nicht mit einem direkten Eingreifen Gottes in die Geschichte. Diese laufe vielmehr im Rahmen der allgemeinen Naturgesetze nach geschichtlichen Gesetzen ab, was für das Handeln der Menschen Freiraum lasse und Planung ermögliche. Es wurden somit durchaus unterschiedliche Perspektiven auf den Mottopsalm deutlich. Allen drei Religionen gemeinsam aber bleibt die Theodizeefrage: Wie ist ein allmächtiger und allgütiger Gott mit dem Elend und Leiden der Menschen auf dieser Welt in Einklang zu bringen?