"Ernesto, sprach die Frau Mama..."
Die 68er zwischen Geschichte und Tradition
Die Tagung bestand aus unterschiedlichen Gesprächsformaten: Die gemeinsame Ausgangslage schaffte ein Vortrag von Prof. Dr. Meike Baader, die den Blick auf die Vielfältigkeit der Motive und Ideen „der 68er“ warf und am Beispiel der Kinderladen-Bewegung verdeutlichte, welche gesellschaftlichen Themen damals im Fokus standen. Dabei schaffte sie Querverweise auf parallel stattfindende Prozesse und Debatten zu dieser Zeit, die teilweise noch heute sichtbar sind. (Feminismus, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Gender-Fragen, Rollenverhältnisse in Familien etc.).
Am Abend des 9.03. schloss daran eine Lesung und ein Gespräch mit Martin Miller an, der als Kind von Alice Miller nochmals einen sehr emotionsgeladenen Blick auf seine Familiengeschichte warf, die in besonderer Weise die Ambivalenzen der Zeit spürbar und sichtbar machte. Die Eltern, die zum Teil Nazi-Vergangenheiten hatten, die sich dann aber in der Entwicklung einer neuen Erziehung einbringen.
Der Samstag begann mit einer Podiumsdiskussion mit Frau Prof. Dr. Baader (wissenschaftliche Perspektive), Robert Wolff (Nachwuchswissenschaftler und „Kindergeneration“) sowie Dr. Diether Dehm (Zeitzeuge). Hier wurde nochmals gezielt auf die Ambivalenzen der Zeit und der 68er-Generation in ihrer weiteren Entwicklung eingegangen. Welches Verhältnis haben damalige Aktivisten zu Themen wie Gewalt, Sexualität, Erziehung, staatlicher Macht und schließlich auch zu den heiklen Fragen zur Haltung gegenüber Israel. Hier wurde zum Teil sehr kontrovers argumentiert und auch das Publikum brachte sich mit ihrer Sichtweise in die Diskussion ein.
Zum Abschluss der Tagung wurde das Thema Bildung nochmals in den Fokus gestellt. In einem Streitgespräch diskutierten Vertreterinnen einer Freien Schule, die aus der 68er-Bewegung entstanden war, einer ehemaligen Schulleiterin an einer staatlichen Schule sowie Prof. Dr. Bernhard Dressler über die Entwicklungen im Bildungssystem in den letzten 50 Jahren. Auch hier beteiligten sich viele Gäste im Publikum – insbesondere Pädagoginnen und Pädagogen.
Zwischen den einzelnen Programmpunkten war jeweils viel Zeit eingeplant für den intergenerationellen Dialog und den persönlichen Austausch über die Themen der Tagung.