Menü Menü Menü Menü

Halbzeit: Die USA nach den Kongresswahlen

Evangelische Akademie Frankfurt

Die amerikanischen Kongresswahlen vom 6. November 2018 waren mit Spannung erwartet worden. Sie gelten als Stimmungsbarometer für die Zustimmung der US-Bevölkerung zur Politik des Präsidenten, da dessen Handlungsfähigkeit maßgeblich von der Sitzverteilung im Senat und im Repräsentantenhaus abhängt. Zwei Tage nach den „Midterms“ diskutierten der Politikwissenschaftler Martin Thunert vom renommierten Heidelberg Center for American Studies (HCA) der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und die amerikanische Germanistin Priscilla Layne von der University of North Carolina im gut gefüllten Panoramasaal der Evangelischen Akademie mit dem Journalisten Andreas Schwarzkopf von der Frankfurter Rundschau über den Ausgang der Wahl und das gegenwärtige politische Klima in den USA. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen und der Frankfurter Rundschau durchgeführt. Einer der Aspekte, den Priscilla Layne in der Diskussion ansprach, war der zunehmende Anti-Intellektualismus, den sie in ihrem Land beobachtet. Staatlichen Hochschulen wie im Bundesstaat North Carolina würden die öffentlichen Mittle drastisch gekürzt, sagte sie. Wozu man überhaupt die Geisteswissenschaften brauche, werde in dem republikanisch dominierten Bundesstaat häufig gefragt. Humanistische Bildung werde geringgeschätzt, und man werde bejubelt, wenn man wie Donald Trump keine Bücher lese. Ein weiteres Thema der Diskussion war die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft. Der Politikwissenschaftler Martin Thunert konstatierte, dass es kein Patentrezept gebe, mit dem sich diese tiefe Kluft in den nächsten Jahren überwinden lasse. Donald Trump, so meinte er, habe jedenfalls kein Interesse daran, weil er wisse, dass er nur in einer polarisierten Atmosphäre erfolgreich sein könne. In der herausragend substantiellen Podiumsdiskussion kamen Einschätzungen aus dem Bereich der Demokratieentwicklung zu Sprache, es wurde über Rassismus und Menschenrechte, die Einwanderungspolitik wie auch die Bildungspolitik gesprochen, nicht zuletzt auch über das transatlantische Verhältnis und die Wirtschaftsbeziehungen. Die unterschiedlichen Gesichtspunkte und Argumente fügten sich zu einem differenzierten Amerikabild zusammen, welches die in Deutschland geführte USA-Diskussion um wichtige Dimensionen ergänzte.