Generation-Power-Gap
Für wen wird in Deutschland Politik gemacht?
Junge machen einen kleineren Anteil der Wählerschaft aus als Ältere. Sie gehen prozentual gesehen seltener wählen und sind in der Volksvertretung unterrepräsentiert. Was hat das für Auswirkungen auf ihre Möglichkeiten zur Mitbestimmung? Wie ist es um die Generationengerechtigkeit in Deutschland bestellt? Damit setzten sich fast 60 Teilnehmende verschiedener Generationen im Rahmen einer Onlineveranstaltung am 21. September 2021 auseinander. Im Fokus stand die Frage, wie die gesellschaftspolitische Vertretung der Jungen gestärkt werden kann.
Als Einstieg thematisierte Moritz Piepel von der Generationen Stiftung unter dem Vortragstitel „Mind the gap!“ politische Machtgefälle und Generationengerechtigkeit mit Blick auf Zugang und Verbrauch endlicher Naturressourcen. Nicht nur jetzt-lebende Menschen, sondern auch zukünftige Generationen werden von aktueller Entscheidungen beeinflusst, mahnte er und appellierte an die Teilnehmende, wählen zu gehen. Großeltern und Enkel forderte er gleichermaßen auf, miteinander zu sprechen und sich gesellschaftspolitisch zu engagieren.
Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl präsentierten Schülerinnen und Schüler eines Politik- und Wirtschaft-Leistungskurses des Gustav-Stresemann-Gymnasiums Bad Wildungen ein Wahlprogramm-Check. Unter besonderer Berücksichtigung von Themen, die für junge Menschen von Interesse sind (z.B. Digitalisierung, Bildung und Klimaschutz), analysierten sie die Pläne aller sechs im Bundestag vertretenen Parteien, sowie deren Präsenz in Social Media-Kanälen. Dass Wahlprogramme heutzutage kein angemessenes Medium sind, um junge Menschen über Parteiziele zu informieren, wurde sehr deutlich. Statt nur Forderungen und Ziele öffentlich darzulegen, sollten die Parteien auch transparent machen, wie sie in der Vergangenheit abgestimmt haben. Wie soll man sonst wissen, wofür sie wirklich stehen? Angeblich wollen sie ja alle Familien unterstützen, Digitalisierung vorantreiben und (mit Ausnahme der AfD) Klimaschutz betreiben.
Vorschläge für mehr Jugendbeteiligung auf Landesebene stellte Kati Sesterhenn vom Hessischen Jugendring vor. Hier ging es um einen Jugendrat (als dauerhaftes Gremium), ein Landesjugendkongress mit Eventcharakter für den Austausch mit politisch Verantwortlichen und ein Onlineportal für Information, Befragungen und Ideen. Die Meinung der Teilnehmenden ließ sie mittels eines Onlinetools direkt abfragen – die meisten würden solche Angebote gerne nutzen.
Schließlich stellte Katharina Liesenberg vom Verein „mehr als wählen“ den Gedanken hinter Bürgerräten vor. Sie schilderte Erfahrungen aus den zwei Frankfurter Kongressen, bei denen Bürger und Bürgerinnen per Losverfahren ausgewählt wurden, das Stadtparlament in spezifischen Fragen zu beraten. Durch dieser Art Verfahren kommen nicht nur junge Menschen, sondern auch weitere unterrepräsentierten Gruppen zum Wort – etwas, was das aktuelle demokratische System sonst nur unbefriedigend schafft.
Somit zeigte die Veranstaltung Möglichkeiten und Zugänge für mehr politische Jugendbeteiligung auf. Damit waren die Studienleitungen der Evangelischen Akademien in Frankfurt und Hofgeismar, Dr. Stina Kjellgren und Uwe Jakubczyk, zufrieden. Ein größeres, mehrteiliges Projekt mit noch mehr Jugendpartizipation, wie ursprünglich angestrebt, wäre natürlich noch schöner gewesen. Aber wer weiß, vielleicht lässt sich das zu der Landtagswahl besser realisieren.
Aus den aufgenommenen Impulsen wurde ein Video zusammengeschnitten und auf YouTube gestellt. Dieses wurde vom Medienprojektzentrum Offener Kanal (MOK) Rhein-Main, eine Einrichtung der LPR Hessen, ausgewählt und bekam sechs Sendetermine zugeteilt: FR, 08.10., 18.54 und 22.54 Uhr, SA, 09.10., und SO, 10.10., jeweils 22.54 Uhr und MO, 11.10., 10.54 und 14.54 Uhr. Darüber hinaus entstanden Berichterstattung auf der Webseite der beteiligten Schule sowie in der Waldeckschen Landeszeitung (siehe https://www.wlz-online.de/waldeck/bad-wildungen/fuer-wen-wird-politik-gemacht-91056653.html).