Menü

Friedensgutachtens 2023

„Die neuen Krieger“ und: „Noch lange kein Frieden“

Das Friedensgutachten 2023 der vier führenden Institute für Friedens- und Konfliktforschung in der Bundesrepublik analysiert die Konflikte und Kriege der Gegenwart, stellt auch in diesem Jahr wieder die Friedens- und Sicherheitspolitik Deutschlands und Europas auf den Prüfstand und gibt Empfehlungen für eine friedensorientierte Politik. Nach der allgemeinen Einführung in den Inhalt des Gutachtens durch Dr. Claudia Baumgart-Ochse (Leibniz-Institut Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung, Frankfurt) führte Dr. Marc von Boemcken (Universität Bonn, BICC – Bonn International) in das spezielle Thema des Abends („Die neuen Krieger“) ein. Es war durch die erst wenige Tage zuvor erfolgte Aktion der „Gruppe Wagner“ um den Söldnerführer Prigoschin (der abgebrochene „Marsch auf Moskau“), der das Putin-Regime provozierte und herausforderte, unerwartet aktuell geworden. Aus friedenstheologischer Sicht brachte Frau Christine Hoffmann, Generalsekretärin der internationalen katholischen Friedensbewegung „Pax Christi“, Gedanken und Friedensimpulse von Papst Franziskus in das Gespräch ein.

Das aktuelle Friedensgutachten enthält auf der Grundlage seiner Analysen und der zentralen, leider aber pessimistischen Prognose, der Krieg in der Ukraine werde voraussichtlich noch sehr lange (Jahre oder Jahrzehnte), dauern, folgende acht zentrale Empfehlungen für das politische Handeln:

  • Fortdauernde Unterstützung der Ukraine sicherstellen – auch die Unterstützung durch Waffenlieferungen
  • Verhandlungen in den Blick nehmen, aber nicht um jeden Preis (und nicht zu früh, denn der Konflikt muss erst „reif“ werden für Verhandlungen)
  • Feministische Außenpolitik muss in konkreten Fällen glaubwürdig bleiben
  • Die Wagner-Gruppe international rechtlich sanktionieren
  • Zivile Hilfe nicht durch militärische Logik bestimmen lassen
  • Fokus auf Rüstungskontrolle aufrechterhalten
  • Verflechtung sichert nicht den Frieden, kann ihn aber unterstützen
  • Politischen Protest nicht kriminalisieren

Anwesend waren an dem Abend in Haus am Dom ca. 80 Personen. Das erklärt sich sicherlich auch durch die brisante politische Situation, die in Russland durch die Aktion der „Gruppe Wagner“ erst wenige Tage vorher entstanden war und die im Titel „Die neuen Krieger“ thematisch aufgegriffen wurde. Das Video der Veranstaltung findet sich auf den Youtube-Kanälen der beiden Akademien und wurde bisher 303x aufgerufen. Die Mediathek der Ev. Akademie Frankfurt enthält unter anderem wieder den Wortlaut von Begrüßung und thematischer Einführung durch den Studienleiter, der einen weiten historischen Bogen spannt von den Söldnern der Antike über die Landsknechte des 16. und 17. Jahrhunderts und die Freikorps der Weimarer Republik bis hin zu der „Söldnergruppe Wagner“ in der Gegenwart.

Ein großer Dank für die Unterstützung der Veranstaltung 2023 gebührt wie in den Vorjahren dem Förderverein der Evangelischen Akademie Frankfurt.