Macht. Demokratie

8. Jahrgang Junge Akademie Frankfurt

Die Aufregung ist meist groß – bei allen Beteiligten: wer ist noch dabei? Wie sind die Menschen so drauf? Was bewegt sie? Finde ich mich in der Gruppe zurecht?

Beim Auftakt der Jungen Akademie geht es ums Kennenlernen – nicht nur auf der persönlichen Ebene. Es geht auch darum, das Thema des Jahres kennenzulernen und gemeinsam in die Diskussion über Demokratie zu kommen. 2024 steht alles unter dem Motto „Macht. Demokratie“.

Aber erstmal geht es tatsächlich um die Stipendiat/innen selbst. Mit verschiedenen ernsthaften und lustigen Kennlernmethoden gewinnen alle ein Gefühl für die Gruppe und die Art und Weise, wie in der Jungen Akademie gearbeitet wird. Es ist toll zu beobachten, wie schnell alle immer mutiger werden. Das erste Mal gemeinsam zu lachen ist meist ein ganz wichtiger Schlüsselmoment, der das Klima in der Gruppe ganz entscheidend prägt.

Bei Gruppendynamik geht es immer auch um Machtverteilung. Das wird in diesem Jahr besonders thematisiert und reflektiert. Und damit sind wir dann auch schon mitten im eigentlichen Thema des Jahres: Macht.

Dazu passend haben wir einen Gast, der dazu spannende Gedanken mitbringt und uns in das Thema mit einem anregenden Vortrag mit anschließendem Gespräch einführt. Naben einem historischen Überblick über die Entwicklung der philosophischen und theoretischen Auseinandersetzung mit dem Machtbegriff, liefert Jörg Scheller mit seinen Gedanken zur „Kultur der Schwäche“ eine spannende Grundlage für die weiteren Diskussionen und Gespräche an diesem Wochenende.

Neben der inhaltlichen Ebene geht es an dem Wochenende ganz wesentlich auch darum, ins Tun zu kommen. Welchen Beitrag wollen wir für unsere Demokratie leisten? Wie können wir das Thema Macht in konkrete Projekte übersetzen? Was wollen wir bewegen?

Aus einem – wie jedes Jahr sehr spannenden und mitunter anstrengenden Gruppenprozess, der einige Erkenntnisse über demokratische Herausforderungen beinhaltet – entstehen 5 Ideen, die die Stipendiat/innen nun ein Jahr beschäftigen werden. Zu viel wird an der Stelle nicht verraten, denn am 1. November beim Demokratie-Slam werden die Projekte präsentiert. Schon jetzt eine herzliche Einladung: Das dürfen Sie auf keinen Fall verpassen!

Pop-Up Europamarktplatz

Pausenhof-Aktion zur Europawahl

Am 9. Juni wird ein neues Europaparlament gewählt. Zum ersten Mal dürfen Jugendliche ab 16 Jahren wählen gehen, wenn sie im Besitz eines EU-Passes sind. Doch, was wird da eigentlich gewählt? Was steht zur Wahl? Wie weiß man, was man wählen will? Geht mich die EU überhaupt etwas an? In unseren Kontakten mit Jugendlichen im Rahmen verschiedener Europabildungsangebote 2022 und 2023 stellten wir fest, dass das Wahlrecht ab 16 nicht nur auf Begeisterung stößt. Viele Teilnehmende waren sich unsicher, ob sie genug wissen, um mit dem Wahlrecht verantwortungsvoll umzugehen oder meinten, dass Europapolitik sie nicht interessiert.

Mit dem „Pop-Up Europamarktplatz“ reagiert die Evangelische Akademie Frankfurt, in Kooperation mit dem Europe Direct Relais Rhein-Main, auf diese Unsicherheiten der Erstwählenden. Es ist ein Experiment in Richtung aufsuchende Politische Bildung mit dem Gedanken, dass es nicht reicht, Workshops anzubieten, durch die wir 20-25 Personen erreichen. Vor der Europawahl müssen wir so viele Jugendliche wie möglich erreichen und versuchen mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Ziel des Ganzen: Fragen zu beantworten, Interesse zu wecken, europäische Politik näher zu bringen und Anregungen für die eigene Meinungsbildung und Orientierung anzubieten: Was macht das Europaparlament, wer darf wählen und wie kann man wissen, was man wählen wird.

Unter dem Motto „Ihr habt Fragen zur Europawahl? Wir kommen an eure Schule, um sie zu beantworten“ stellen wir uns an fünf Tagen an fünf verschiedenen Schulen auf (Gymnasium, berufliches Gymnasium, Berufsschule). Mit kurzweiligen Aktionen und abwechselnden Interaktionsangeboten ermöglichen wir eine Auseinandersetzung mit der Wahl und mit dem eigenen Wahlrecht (bzw. mit dem nicht-wahlberechtigt-sein). Auf dem Pausenhof oder im Schulfoyer – da wo die Erstwählende sowieso sind – erzeugen wir mitten im schulischen Milieu eine außerschulische Lernzone, wo alles freiwillig ohne Notendruck ist und es um die eigene Neugier und das Interesse geht, um so vielen Erstwählenden wie möglich die Hemmschwelle zu nehmen und zu zeigen, dass Politik auch Spaß machen kann.

An mehreren „Stationen“ gibt es verschiedene Angebote: Abstimmungssäulen, Bodenzeitung, Memewerkstatt, der Wahlberechtigungscheck in Boxen, Wahrheit oder Lüge, Europaquiz, das Legislativity-Spiel, Tischtennisplatte, Wahlzettel, Wahlurne und jede Menge Infomaterialien. So konnten die Jugendlichen beispielsweise zunächst beim Wahlberechtigungscheck testen, wer wahlberechtigt ist und bekamen einen Probewahlzettel mit 34 Alternativen in die Hand gedrückt (etwas, was mehrmals Überforderung auslöste: „so viele!“, „wie soll man sich da entscheiden?“). Sie konnten zusätzlich erfahren, dass man nur in Deutschland, Österreich, Belgien und Malta ab 16 wahlberechtigt ist. In Griechenland ist das Wahlalter 17 und in den anderen Ländern 18 (etwas, das die meisten überraschte). Nebenan konnte man abstimmen, ob mehr Menschen wahlberechtigt sein sollten bzw. ob es einheitliche Regeln in der EU geben soll (Skala: stimme zu, stimme nicht zu). Und wer nicht wahlberechtigt war, kriegte einen Zettel in die Hand mit der Botschaft „du bist nicht allein, 20 Millionen Menschen in Deutschland geht es so wie dir!“ und Hinweise dazu, wie man sich sonst politisch engagieren kann.

Bei „Wahrheit oder Lüge“ konnte man seine EU-Kenntnisse testen und mittels eines Schaubilds vor Augen geführt bekommen, wie die Gesetzgebung in der EU funktioniert. Um greifbar zu machen, was bei so einem Verfahren herauskommen kann, gab es eine Pinnwand voller Beispiele kürzlich entschiedener europäischen Gesetze, bei denen man mit roten und grünen Punkten seine Meinung dazu ausdrücken konnte. In der Box, bei der es um Wahlbeteiligung ging, lag ein Demokratiedeckel mit der Frage „, welche guten Gründe können Menschen haben, nicht wählen zu gehen?“.

Außer den Demokratiedeckeln waren auch andere Produktergebnisse aus der Jungen Akademie mit dabei: das Europaquartettspiel natürlich und „Fragen wagen“ mit Beispielfragen für Gespräche mit Menschen, die für ein politisches Amt kandidieren. Die Angebote der Akademie wurden von Teamerinnen aus dem Projekt „Team.Bilden“ von Annette Lorenz betreut. Ohne sie wäre das Projekt personell nicht zu stemmen gewesen.

An vier Schulen fand eine Probewahl statt, meistens verbunden mit einer Art Workshop, bei dem eine Klasse sich an der Auszählung und Darstellung der Ergebnisse beteiligte. An einer Schule wurde das Event jede Stunde von zwei Klassen besucht, die im Anschluss einen Crashkurs Europawahl von uns bekamen. Bei dieser Gelegenheit konnten wir mit den beteiligten Gruppen etwas tiefer ins Gespräch kommen. Hier ging es beispielsweise auch darum, wie sie vorhatten sich zu informieren, ob TikTok-Videos eine gute Informationsquelle sind und wie man dann wissen kann, ob die Parteien das denn auch tun, was sie versprechen. 

Abhängig von Termin und Verfügbarkeit gesellten sich weitere Akteure zu uns. Insgesamt beteiligte sich die Hessische Landeszentrale für politische Bildung zweimal mit ihren Wahl-o-Mat zum Aufkleben, das Dekanat Rodgau mit der Frage, was Religion und Politik miteinander zu tun haben, das Jugendbildungswerk Kreis Offenbach und Partnerschaft für Demokratie der Stadt Offenbach. An einer Schule gab es gleichzeitig zum Event eine Ausstellung der Schülerschaft zu verschiedenen Erasmusaufenthalten. Interesse – aber leider keine zeitlichen Kapazitäten – gab es von Pulse of Europe und der Koordinierungsstelle EU-Angelegenheiten der Stadt Frankfurt am Main, mit denen wir aber über zukünftige Kooperationsmöglichkeiten im Gespräch bleiben.

Zu ein paar Terminen wurde Presse eingeladen, was in diesen Artikel mündete. Und auch auf der Webseite der Akademie wurde der Auftakt dokumentiert

Wir bedanken uns herzlich für die Förderung, durch die wir die Materialkosten sowie einen Teil der Teamerinnen-Honorare abdecken konnten.

Nach dem 7. Oktober

Interkulturelles und interreligöses Netzwerktreffen

Der 7. Oktober und seine Folgen sind auch für die Evangelische Akademie spürbar geworden. Der Druck auf öffentliche Veranstaltungen hat sich erhöht und die Suche nach konstruktiven Gesprächen über die Grenzen von Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus hat an Fahrt aufgenommen.

Vor diesem Hintergrund haben wir ein Netzwerktreffen ins Leben gerufen, das die Folgen des 7. Oktober für Personen und Institutionen unterschiedlicher Religionen und kultureller Herkünfte reflektieren sollte. Aus dem ersten Netzwerktreffen am 5. Februar 2024 ist ein Think Tank entstanden, der den Arbeitstitel „Nach dem 7. Oktober“ trägt. Ein erstes Treffen des ThinkTanks erfolgte am 6. Mai, der die Diskurse in Deutschland nach dem 7. Oktober, insbesondere in Frankfurt, konstruktiv-kritisch und multiperspektivisch begleiten soll.

In einem geschützten Raum wollen wir uns nun in regelmäßigen Abständen wissenschaftlich-akademisch, aber auch persönlich-biographisch miteinander über unsere Sichtweisen und Fragen austauschen und Vertrauen zwischen Vertreter/innen unterschiedlicher Religionen aufbauen. Ein langfristiges Ziel des Think Tanks könnte es sein, gemeinsame Veranstaltungen zu planen. Derzeit wollen wir uns aber erst einmal zweckfrei treffen und einen Raum eröffnen, um Fragen zu stellen und einander zuzuhören und darüber verschiedene Themen aus unterschiedlichen Perspektiven miteinander zu diskutieren. Ein zweites Treffen des Think Tanks ist für den 1. Juli in der Ev. Akademie geplant, weitere werden im 2. Halbjahr 2024 folgen.

Dem Think Tank gehören derzeit folgende Personen an:

  • Joachim Valentin, Katholische Akademie, Haus am Dom
  • Daniela Kalscheuer, Katholische Akademie, Haus am Dom
  • Nura Froemel, Rat der Religionen
  • Manfred Levy, Jüdisches Museum
  • Doron Kiesel bzw. Sabena Donath, Jüdische Akademie (im Aufbau)
  • Bekim Agai, Goethe-Universität
  • Amina Omerika, Goethe-Universität
  • Annette Lorenz, Ev. Akademie
  • Annegreth Schilling, Ev. Akademie
  • Ein/e Vertreter/in der Jüdischen Gemeinde

Durch die Unterstützung des Fördervereins konnten wir uns als Akademie sehr gastfreundlich zeigen und jeweils ein Mittagessen für die beteiligten Personen zur Verfügung stellen. Diese Geste der Gastfreundschaft ist für ein vertrauensvolles Miteinander unentbehrlich. Wir danken dem Förderverein dafür, das Zustandekommen dieses Think Tanks finanziell unterstützt zu haben.

Kriegstüchtig mit KI und Aufrüstung

Wo bleibt die Friedenspolitik?

Präsentation des Friedensgutachtens 2024

Noch immer führt Russland Krieg in der Ukraine. Auch an anderen Orten der Welt herrscht Krieg und das auf sehr unterschiedliche Weise. Kriegs – das ist nicht neu – entwickelt sich weiter. Gerade auch durch technische Neuerungen. Das Friedensgutachten 2024 der vier führenden Institute für Friedens- und Konfliktforschung in der Bundesrepublik analysiert die Konflikte und Kriege der Gegenwart, stellt auch in diesem Jahr wieder die Friedens- und Sicherheitspolitik Deutschlands und Europas auf den Prüfstand und gibt Empfehlungen für eine friedensorientierte Politik. Bei der Präsentation des Gutachtens wurde in diesem Jahr das Thema KI und Aufrüstung als Schwerpunktthema in den Fokus gestellt.

Nach einer allgemeinen Einführung in den Inhalt des Gutachtens durch Dr. Claudia Baumgart-Ochse stellte Dr. Niklas Schörnig, Forschungsgruppenleiter PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung, das diesjährige Fokus-Kapitel vor. Dabei ging er auch nochmal darauf ein, dass Kriege prozentual betrachtet nur eine geringe Chance haben, durch Verhandlungen beendet zu werden. Daran schließt sich natürlich direkt die friedensethische Debatte an: welche Friedenspolitik brauchen wir, wenn die Hoffnung auf den Frieden ohne Waffen so unrealistisch ist?

Diese Erkenntnis – so die These aus der Veranstaltung - macht das gemeinsame Nachdenken über Rüstungsfragen notwendig. Und dies ist wiederum nicht zu denken, ohne auch die technischen Entwicklungen in den Blick zu nehmen. Wie verändert KI Kriege und was heißt das dann für ethische Fragestellungen?

Dies diskutierten Maria Buchwitz, Vorstandsmitglied pax christi – Internationale Katholische Friedensbewegung, Peter Scheben, Abteilungsleiter Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie, Prof. Dr. Peter Scherle, Pfarrer i.R., ehem. Leiter Theologisches Seminar Herborn und Professor Irish School of Ecumenics am Trinity College Dublin gemeinsam mit Dr. Niklas Schörnig, Forschungsgruppenleiter PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung.

Johannisnacht

Sommerempfang

Jedes Jahr, rund um den Johannistag, lädt die Evangelische Akademie Frankfurt gemeinsam mit ihrem Förderverein zur Johannisnacht ein. An diesem Abend sollen alle Menschen aus der Akademie-Community die Akademie als „ihre Akademie“ feiern.

 

Feuriger Festredner: Heribert Prantl
Im Gespräch: Heribert Prantl und Akademiedirektorin Hanna-Lena Neuser
Sommerlich: Empfang bei Sekt und Saft
Meister der Loop-Maschine: Matthias Keller

P wie Protest

Formen des Widertands

Erstmalig haben wir den neu entstandenen „Raum für Veränderung“ – das alte Foyer der Stadtakademie Römer 9 gegenüber des heutigen Akademieeingangs – mit einem Angebot bespielt. Pünktlich zum Aufbau waren die Renovierungsarbeiten fertig und neue Lichttechnik eingebaut. Die Ausstellung „P wie Protest” des Verbands binationaler Familien und Partnerschaften in Leipzig macht antikoloniale, antirassistische, feministische sowie Kämpfe der Behindertenbewegung und Kämpfe der Arbeit sichtbar und lädt zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema „Protest“ ein. Neben den Illustrationen und Begleittexten der Ausstellung wurden mit Unterstützung einer Teamerin interaktive Ausstellungselement entwickelt, um Menschen, die die Ausstellung besuchen, ins Nachdenken über ihr eigenes Protest-Erleben zu bringen. Für diesen Anlass ließen wir sechs sog. Demokratiesäulen anfertigen mit deren Hilfe Abstimmungsverhalten in Gruppen sichtbar gemacht werden kann.  Diese Demokratiesäulen werden wir auch zukünftig vielfältig in unseren Workshops mit Jugendlichen einsetzen können. Außerdem wurden die im Jahr 2020 entstandenen #BlackLivesMatter- Videos auf einem großen Bildschirm in der Ausstellung gezeigt und damit regionale Gesichter einer großen Protestbewegung im Rhein-Main-Gebiet vorgestellt.

Teamerinnen des Jugendbildungsteams konzipierten einen Workshop zur Ausstellung, den sie mit einer Schulklasse am 2. Juli durchführten. Außerdem fanden am 8.-10. Juli begleitend zur Ausstellung Projekttage mit Jugendlichen verschiedener Schulen bei uns im Haus statt, die sich angeleitet von Stina Kjellgren mit gesellschaftlicher Veränderung und der Rolle des Protests für gesellschaftlichen Wandel auseinandersetzten. Die Ausstellung war an zwei Wochenenden jeweils nachmittags für die Öffentlichkeit zugänglich.

Wir bedanken uns herzlich für die Förderung durch die Honorare für Teamerinnen gezahlt und die Demokratiesäulen angefertigt werden konnten.

Medizin und Religion im 21. Jahrhundert

Entwicklungen – Gemeinsamkeiten – Spannungsfelder

Ob ein unerfüllter Kinderwunsch besteht oder ein Schwangerschaftsabbruch durchgeführt werden soll oder nicht, ob die laufende Therapie vorzeitig beendet werden soll oder der Patient am Ende seines Lebens seinen Zustand nicht mehr ertragen und ihm selbst ein Ende setzen will, alle diese medizinethischen Entscheidungen beruhen u.a. auf individuellen Werturteilen. Diese sind auch heute noch vielfach religiös geprägt, sowohl bei den Patientinnen und Patienten, deren Zugehörigen wie auch bei den Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften, die entscheiden müssen, inwieweit sie einzelne Behandlungen mittragen können oder aus Gewissensgründen, bzw. bestehenden rechtlichen Vorgaben, ablehnen. Im multikulturellen und multireligiösen klinischen Alltag treffen somit auch heute noch Medizin und Religion auf vielfältige Weise aufeinander und können dabei heftige Kontroversen auslösen.

Im Rahmen der dreitägigen internationalen Konferenz sind wir dem Einfluss des religiösen Denkens und der religiösen Wertvorstellungen auf die ethischen Entscheidungen im medizinischen Alltag nachgegangen und haben hierbei konkrete Situationen der klinischen Praxis wie auch gesetzliche Regelungen einzelner Länder betrachtet. Thematisch wurde der Bogen gespannt vom Lebensanfang bis zum Lebensende, d.h. von Leihmutterschaft und Eizellspende über Schwangerschaftsabbruch bis zu Fragen der Therapiebegrenzung und dem selbstbestimmten Sterben. Impulse von in- und ausländischen Expert/innen hatten in das jeweilige Thema eingeführt, das dann von Vertreter/innen unterschiedlicher Religionen kommentiert wurden. Dabei wurde auch der Frage nachgegangen, an welchen Stellen religiöse Wertvorstellungen und religiös geprägte gesetzliche Regelungen die gesundheitliche Versorgung in den einzelnen Ländern fördern, wo sie diese behindern und wie mit Konflikten umgegangen werden kann.

Die internationale Tagung fand in Kooperation mit Prof. Dr. Florian Steger vom Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Universität Ulm, statt. Der EKHN und dem Förderverein der Evangelischen Akademie sind wir für ihre finanzielle Unterstützung sehr dankbar.